Was sagen Gastronomen und Bäcker?

„In jeder Krise steckt eine Chance!“ Wie sie die letzten Krisen-Monate erlebt haben, welchen Nutzen sie aus der Situation ziehen konnten und wie sie in die Zukunft blicken, erzählen ein Bäcker und zwei Gastronomen.

Ho-Seong Kim, sonamu / GOKIO Bros., Frankfurt

„In jeder Krise steckt eine Chance! Natürlich waren wir in den ersten zwei Wochen nach dem Lockdown in einer Art Schockstarre. Doch dann versuchten wir, schnell neue Ansätze für die Weiterführung unserer Restaurants zu finden. Und am Ende waren die Erfahrungen und das neue Mindset ins uns aus dieser besonderen Zeit unternehmerisch vitalisierend und wertvoll. So haben wir unser sonamu-Delivery und Abholung aktiviert und unsere Speisen bei Bedarf auch mit E-Rollern ausgefahren. Meine Mannschaft und ich gingen davon aus, dass wir die Umstellung (Delivery) neu verstehen und exekutieren müssen; rapides Lernen und Verständnis von Lieferservice, mehr Personal und angepasste Planung von Dienstplan, rege interne Kommunikation, ferner ein neues Verständnis und „Nutzung“ von infrastrukturellen Besonderheiten um die beiden Läden herum (wie Parkanlagen als Alternative zu unserer Terrasse, Verkehrsanbindungen, Parkmöglichkeiten für Selbstabholer etc.) und sicherlich vieles mehr. Zudem haben wir in die sozialen Netzwerke zielorientierter investiert (Werbung) und mit Verwendung von Hashtags wie #koreanpicnic, #sonamu_home etc. haben wir die Gäste animiert, im nahliegenden Park zu picknicken oder haben Stammgäste bewusst angesprochen, um sie zum kompletten Essen einzuladen (für Fotos und Uploads auf Instagram und Facebook). So konnten wir noch während der Lockdown-Phase rd. 70 % unseres Umsatzes machen. Den Kredit, den wir durch die Sofortmaßnahmen erhielten, haben wir umgehend in neue Terrassenmöbel reinvestiert, was angesichts der stark wachsenden Außengastronomie eine gute Entscheidung war. Außerdem hatten wir Monate vor dem Corona-Virus die Digitalisierung in unseren beiden Restaurants in Angriff genommen, Prozesse verzahnt und optimiert. Zusammenfassend kann ich sagen, wir haben viel gelernt und sind jetzt facettenreicher aufgestellt als zuvor. Was mich besonders stolz im Rahmen unserer sozialethischen Verantwortung als Unternehmer macht: Bis jetzt wurde kein einziger Mitarbeiter aufgrund der Krise entlassen, sondern wir haben sogar neue eingestellt. Ich bin meiner Mannschaft und den treuen Gästen zutiefst dankbar, dass sie bis jetzt mit mir durch die Krise gegangen sind.“

Ho-Seong Kim, sonamu / GOKIO Bros., Frankfurt

Alexander Huck

„Die letzten Monate waren eine komplett neue und noch nie dagewesene Situation für uns. Anfänglich überwogen die Unsicherheit und die Angst vor der unbekannten Situation mit Lockdown, vielen Kunden im Homeoffice und Stornierungen unserer Lieferkunden. Wir versuchen die Situation, welche sich ständig verändert, neu zu betrachten und für uns die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und vor allem mit Bedacht zu reagieren. Geholfen hat uns bisher der rege Austausch mit Kollegen und vielen anderen Selbstständigen. Ich bin überzeugt, dass viele zum Umdenken gezwungen wurden und hoffentlich viel Erfahrung mit in die Zukunft nehmen werden. Mit Bedacht reagieren, festgefahrene Strukturen überdenken und sich von allem, das sich nicht lohnt, zu trennen - dies alles hat uns die Ausnahmesituation gelehrt. Die Backbranche als systemrelevantes Segment hat Glück gehabt: Unser Rad hat sich weitergedreht, wenn auch manchmal etwas langsam.“


Alexander Huck, Geschäftsführer Bäckerei & Konditorei Huck, Frankfurt

 Frank Wellert, Gasthaus zum Bären, Frankfurt

„Es war eine turbulente Zeit mit einem Auf und Ab der Gefühle. Wichtig war, permanente Updates zur Lage und erlassenen Beschlüsse, die die Branche betrafen, zu erhalten. Aber durch den DEHOGA und eine gute Vernetzung sind wir immer gut am Ball geblieben. Was sich gezeigt hat, ist, dass Digitalisierung absolut relevant für den Erfolg eines Betriebes ist. Seien es Online Reservierungsportale, digitale Schankanlage, erweiterte Kassensysteme oder Küchensysteme mit der Möglichkeit des Overnight Cooking - ohne Digitalisierung geht nichts mehr. Wichtig ist auch der Zusammenhalt mit den Mitarbeitern und Lieferanten. Und was die Gäste angeht: Sie werden in Zukunft noch mehr nach der Herkunft der Zutaten fragen, denn Buy and Eat local ist der Wunsch. Dem nachzukommen, kann ich nur empfehlen, denn Transparenz schafft Vertrauen, was jetzt neben dem Hygieneaspekt besonders relevant ist. Zusammen und gemeinsam sollten wir uns jetzt gegenseitig helfen und so stärker und besser verbandelt aus der Krise herausgehen als wir hinein gegangen sind.“


Frank Wellert, Gasthaus zum Bären, Frankfurt